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Expeditionsseereisen ins Reich der Eisbären

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Expeditionsseereisen ins Reich der Eisbären

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Bellsund

Der Bellsund schneidet südlich des Isfjorden weit ins Landesinnere ein und teilt sich in zwei Arme, den Van Mijenfjorden und den Van Keulenfjorden. Die Landschaft ist geprägt von hohen Bergen, die unterschiedliche geologische Strukturen deutlich einschließlich eindrucksvoller Faltungen erkennen lassen. Auch große Vogelkolonien finden sich im Bellsund, sie sorgen an einigen Stellen durch natürliche Düngung für eine erstaunlich vielfältige Vegetation. An verschiedenen Stellen gibt es auch Überbleibsel menschlicher Aktivitäten, hauptsächlich aus der Zeit des Bergbaus Anfang des 20. Jahrhunderts.

Geologie und Landschaft

Der Name Bellsund ist abgeleitet von der Glockenform des Berges Klokkefjellet an der südlichen Küste nahe der Fjordmündung. Breite Ebenen liegen im Küstenbereich des Fjordes und formen eine offene Landschaft. Gletscher kalben nicht direkt in den Bellsund, man muss bis in die östlichen Seitenarme reisen, um auf Gletscher zu treffen. Die Grenze des Südspitzbergen Nationalparks folgt dem südlichen Küstenverlauf, alle Anlandungen erfolgen somit innerhalb des Nationalparks.
Die Landschaft rund um den Bellsund zeigt Spuren der enormen Kräfte, die am Werk waren, als die europäische Platte vor rund 50 Millionen Jahren gegen Grönland gedrückt wurde. Die Verwerfungen zwischen dem Van Mijenfjorden und dem Bellsund kann man fast schon als dramatisch bezeichnen, am besten kann man sie bei Anlandungen in der Varsolbukta oder am Ahlstrandodden sehen. Auch vom Schiff aus sind die geologischen Strukturen gut erkannbar. Weiter im Inneren des Von Mijenfjorden und des Van Keulenfjorden finden sich mehr oder weniger horizontal liegende Sedimente aus dem Tertiär, die scheinbar von den Verwerfungen an der Westküste nicht betroffen sind. Geologen bezeichnen das Gebiet als Tertiäres Zentralbecken.
In Svaegruva wird Kohle aus einer mehrere Meter dicken Lagerstätte abgebaut, die vor rund 65 Millionen Jahren entstand.
Im Osten des Bellsund teilt eine gebirgige Halbinsel den van Mijenfjorden und den Van Keulenfjorden. Sie ist Teil von Narthostland, das sich westlich bis zum Midterhuken erstreckt. Der westliche Gipfel heißt Gasberget. Von Mariasundet an der Norseite des Midterhuken kann man wieder eindrucksvolle Verwerfungen erkennen, die durch grüne Vegetationsstreifen noch betont werden.
Das Fjordeis bricht im Van Mijenfjorden und im Van Keulenfjorden immer relativ spät auf. Während andere Fjorde an der Westküste bereits eisfrei sind, hält sich hier das Eis oft noch bis in den Juni. Die kleine Insel Akseloya trägt wesentlich dazu bei, sie hält das Eis in den Fjorden zurück. Akseloya ist eine markante Landschaftsmarke. Während des Perms entstandene Gesteinsschichten stehen fast senkrecht und dominieren die Landschaft. Der Fels besteht aus marinen Sedimenten und enthält auch Feuersteineinschlüsse. Der Gouverneur von Spitzbergen organisierte 1998 die Suche nach von Menschen bearbeitetem Feuerstein. Hier sollte der Frage nachgegangen werden, ob es auf Spitzbergen ähnlich wie in anderen arktischen Gebieten steinzeitliche Kulturen gab. Die Suche blieb aber erfolglos, es wurden keine Spuren steinzeitlicher Besiedlung gefunden.

Spitzbergenreise - Fjordeis
Aufbrechendes Fjordeis

Vegetation im Bellsund

Die Vegetation rund um den Bellsund, Van Mijenfjorden und Van Keulenfjorden ist abwechslungsreich. Die meisten bewachsenen Gebiete gehören der nördlichen arktischen Tundra an. Südlich des Bellsund wird die Vegetation an feuchten Stellen durch die Alpen Schmiele (Deschampsia alpina) geprägt. In den tiefer liegenden feuchten Arealen des Van Keulenfjorden herrscht eine saure Tundravegetation vor, die durch die Hainsimse (Luzula confusa) charakterisiert wird. In den höher gelegenen Gebieten des Bellsund herrscht die arktische Polarwüste vor. Häufig zu finden ist dort der Spitzbergenmohn (Papaver dahlianum). Unterhalb der Vogelfelsen von Midterhuken und Varsolbukta ist die Vegetation üppiger, die vorherrschende Moostundra wird durch die Vögel gedüngt. Südlich des Van Mijenfjorden und im Berzeliusdalen dominieren feuchtigkeitsliebende Pflanzengesellschaften, an der Nordseite findet man eher wärmeliebende Arten der mittleren arktischen Tundra wie die Schuppenheide (Cassiope tetragona).

Spitzbergenkreuzfahrt - Läusekraut
Läusekraut

Tierleben im Bellsund

Wenn im April die Seevögel zurückgekehrt sind, explodiert das Leben im Bellsund regelrecht. Dabei gibt es zwei besonders interesssante Plätze, den Midterhuken und Varsolbukta an beiden Seiten des Eingangs zum Van Mijenfjorden. Am Midterhuken an der Südseite gibt es große Kolonien brütender Dickschnabellummen, Dreizehenmöwen, Krabbentaucher und Eissturmvögel. Unter den Vogelfelsen brüten außerdem einige Kurzschnabelgänse und Nonnengänse. Die gleichen Arten sind auch an der nördlich gelegenen Varsolbukta zu finden.
Die Moostundra unterhalb des Ingeborgfjellet ist im Frühjahr ein wichtiger Rastplatz für Nonnengänse, Kurzschnabelgänse und Brandgänse. Ende Mai und Anfang Juni kann man hier oft hunderte Tiere grasen sehen, bevor sie ihren Weg nach Norden fortsetzen. Kurzschnabelgäne brüten auch in diesem Gebiet und reagieren während der Brutzeit im Juni und Juli sehr empfindlich auf Störungen.
Kurzschnabelgänse und Eiderenten brüten an verschiedenen Plätzen im Belsund. Die größte Kolonie der Eiderenten liegt auf der Insel Eholmen am Eingang des Van Keulenfjorden, dort brüten einige tausend Paare. Der Trapper Louis Nielsen hat im Jahr 2007 etwa 4.500 Brutpaare gezählt. Dreizehenmöwen nisten am Observatoriefjellet am Ende des Recherchefjorden, Küstenseeschwalben auf Mariaholmen. Krabbentaucher sind ebenfalls häufig zwischen der Dunderbukta und dem Recherchefjorden zu finden.
Für Ringelrobben sind der Van Mijenfjorden und der Van Keulenfjorden wichtige Geburtsplätze, da das Eis oft bis in den Sommer hinein stabil bleibt. Zählungen ergaben in den Jahren 2002 und 2003 bis zu 2.000 Ringelrobben, die sich im Mai und Juni auf dem Eis aufhielten. Ringelrobben sind eine wichtige Beute für Eisbären und einige Bären halten sich das ganze Jahr über in diesem Gebiet auf, viele durchwandern es auf ihrem Weg von der Westküste zur Ostküste. Auch Walrosse, Weißwale und Bartrobben halten sich im Bellsund auf. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Weißwale im Bellsund gejagd, in der Ingebrigtsenbukta im Van Keulenfjorden sind die Überreste einer Walfangstation aus dieser Zeit erhalten.
Die Zahl der Rentieren unterliegt starken Schwankungen, aber an den südlichen Küsten des Bellsund sind sie in recht großer Zahl zu finden. Nördlich des Van Mijenfjorden gibt es Rentiere in großer Zahl, in guten Jahren bis zu 1.000 Individuen. Auch der Polarfuchs ist recht häufig.

Spitzbergenkreuzfahrt - Dreizehenmöwen
Dreizehenmöwen

Geschichte des Bellsund

Der Bellsund erhielt seinen Namen 1610 von Jona Poole und wurde wahrscheinlich im frühen 17. Jahrhundert regelmäßig von Walfängern besucht. Holländische Walfänger nannten den Bellsund wegen des glockenförmigen Berges an der Südseite des Fjordes „Klock bay“. Der Walfangperiode folgte im 18. Jahrhundert eine Phase der russischen Winterjäger, denen Anfang des 20. Jahrhunderts norwegische Jäger nachfolgten. Anfang des 20. Jahrhunderts begann auch die Zeit des Bergbaus, auch heute noch wird in Svaegruva Kohle abgebaut.
Für fast 200 Jahre war der Recherchefjorden von Anfang des 17. Jahrhunderts einer der wichtigsten Sammelpunkte für die Walfänger. Der Name des Fjordes geht zurück auf eine französische Expedition, die sich im Sommer 1838 zwei Wochen im Fjord aufhielt. Entlang der Westseite des Recherchefjorden finden sich Reste aus allen historischen Epochen von Spitzbergen – zwei davon können als einmalig bezeichnet werden. Auf Tomtodden finden sich Reste der großen russischen Cicagov-Expedition aus den Jahren 1764 bis 1766, deren Ziel die Suche eines Seeweges zwischen Spitzbergen und Grönland in den Pazifik war. Tomtodden wurde als Basis für die zwei Überwinterungen der Expedition genutzt. Es sind Überbleibsel von Wohnhäusern, Lagern und einer Sauna erhalten. Daneben finden sich auch noch mindestens 5 Fundamente für russisch-orthodoxe Kreuze und umfangreiche Schichten von Abfällen im Boden. Zeichnungen, die während der Recherche-Expedition angefertigt wurden, zeigen die russischen Kreuze und die Gebäudereste.
Am Snatcherpynten findet man Camp Smith, das auch als Giaeverhuset bezeichnet wird – es ist Spitzbergens Gegenstück zum Schiefen Turm von Pisa. Das Gabäude wurde von Konsul Johannes Giaever aus Tromsö als Sommerhaus errichtet. Heute ist es in schlechtem Zustand, aber seine Geschichte ist gut dokumentiert. Vom Gouverneur von Spitzbergen wurden einige Reparaturen veranlasst, um den weiteren Verfall des Gebäudes zu verhindern. In unmittelbarerer Nähe befinden sich auch Überreste einer Walfangstation und eines Gräberfeldes, einige hundert Meter oberhalb liegt das Grab von Trygva Olsen aus Tromsö, der bei der Überwinterung im Jahr 1914 starb. Am Strand sind Reste diverser Ausrüstungsgegenstände zu finden, die einst der Northern Exploration Company (NEC) gehörten. NEC kaufte das Gelände im Jahr 1911, obwohl keine bekannten Mineralienvorkommen vorhanden waren.
An der Ostseite des Recherchefjorden liegt Laegerneset. Hier finden sich die Reste von einer der größten Walfangstationen des 17. Jahrhunderts. Tranöfen und verschiedene Fundamentreste sind bis heute erkennbar, auf einem Hügel hinter der ehemaligen Station liegt der Friedhof. Die Station liegt zwischen Klippen, die teilweise als Teil der Gebäudekonstruktion genutzt wurden. Die Station wurde 1612 von dänischen Walfängern errichtet und später von Engländern übernommen. Um das Jahr 1640 wurde sie aufgegeben. Um die noch erhaltenen Reste der Station zu schützen, sind Anlandungen und Besuche nicht erlaubt.
In der geschützten Midterhukhamna an der Mündung des Van Keulenfjorden liegt eine weitere Walfangstation aus dem 17. Jahrhundert. Große rechteckige Parzellen mit Steinböschungen, Tranöfen, Arbeitsplattformen und Aussichtspunkte sind noch erkennbar, oberhalb der Station liegt ein Gräberfeld. Zunächst wurde der Platz von Poole im Jahr 1610 Point Partition genannt und später in Middle Hook Haven umbenannt. Der Hafen bietet Schutz vor Nordwinden und ist in einer Karte aus dem Jahr 1710 mit einem Ankersymbol gekennzeichnet. Die älteste noch erhaltene Außenstation eines Trappers liegt ebenfalls an diesem Platz, sie wurde 1898 von Johan Hagerup errichtet, der auf der Insel Akseloya seine Hauptstation hatte und zwischen 1898 und 1905 viermal dort überwinterte. Im Jahr 2000 wurden vom Gouverneur einige Renovierungsarbeiten durchgeführt. Auch Midterhuken ist für Anlandungen gesperrt, um die historischen Artefakte zu schützen.